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Bukumatula 2/2008

Einladung von Dr. Elfriede Kastenberger zur EABP/ISC- Konferenz

die vom 8. bis 11. November 2008 in Paris stattfinden wird
von
Wolfram Ratz:

Thema: KÖRPERBEWUSSTSEIN IM SCHNITTPUNKT VON KÖRPERPSYCHOTHERAPIE, NEUROWISSENSCHAFTEN UND TRADITIONELLEN HEILMETHODEN Höre nicht auf die Vorsichtigen, denn jetzt ist der Zeitpunkt für das Unerwartete gekommen. (Sri Aurobindo, The Hour of God XVII, 1)

Dieser Kongress bietet Gelegenheit zu einer ganz besonderen internationalen Begegnung und vereinigt die Mitglieder der EABP (European Association for Body-Psychotherapy), die überwiegend aus West- und Zentraleuropa kommen und Menschen aus dem Netzwerk des CSI (Internationales Wissenschaftliches Komitee), mehrheitlich aus dem mediterranen und lateinamerikanischen Raum.

TherapeutInnen aus ganz verschiedenen Kulturen können in den Workshops die praktische Arbeit ihrer KollegInnen kennen lernen, sich in Diskussionsforen austauschen und bei Vorträgen ihr theoretisches Verständnis vertiefen. Und auch Tanz, Musik und Bewegung werden bei diesem Kongress ihren Platz haben.

Die Plenumsveranstaltungen, Workshops und das festliche Beisammensein wird in den Räumen der Pariser Medizinischen Fakultät im Quartier Latin stattfinden. Der Kongress soll unsere Praxis und unser theoretisches Wissen bereichern, sowohl in der Begegnung mit Erfahrungen aus jahrtausendealten Traditionen, als auch mit den Ergebnissen und Heraus- hatte 60. Die Dosisleistung des Minerals betrug in 60cm Entfernung inklusive des natürlichen Hintergrunds 150 Nanosievert/Stunde; in einem Meter Entfernung war nur noch der natürliche Hintergrund messbar.

Der Stein war so positioniert, dass es rundherum einen Sicherheitsabstand von 60 Zentimetern gab, und außerhalb dieses Kreises war, wie schon gesagt, nur mehr die normale Hintergrundstrahlung messbar. Das war wohl der Stein des Anstosses. Ich wurde daraufhin von Kevin Hinchey mit dem Vorwurf konfrontiert, dass man damit Reichs Ausstellungsstücke mit DOR-Energie kontaminiert hätte. Da habe ich noch zu erklären versucht, dass dieser Stein eine so geringe Strahlung hat, dass er in Wirklichkeit ein Dummy ist und jede alte Armbanduhr mehr an Strahlung abgibt.

Aber er hat es nicht gelten lassen. Für mich war es damit irgendwie klar, dass er darüber nicht nachdenken will. Wenn diese geringste Menge an Strahlung einen DOR-Effekt verursachen soll, dann hätte er uns im vorhinein darauf hinweisen müssen, denn dass sich dieser Stein in der Ausstellung befinden wird, hat Hinchey gewusst. Er hat aber erst im Nachhinein dazu Kritik geübt. Ist das für Dich verständlich?

W: Ich meine schon. Die Kritik bezog sich auf die unmittelbare Nachbarschaft dieses Steins zum ausgestellten Orgonakkumulator und dem Medical DOR-Buster.

B: Aber die waren ja weit weg. Also erstens stand der Akkumulator geöffnet und da wird nach Reich auch keine Orgonenergie akkumuliert und zum DOR-Buster meine ich, dass der damals schon von Reich kontaminiert wurde. Der ist 1954, 1955 gebaut worden, und da war Orgonon schon radioaktiv verseucht. Also diese minimale Menge an Strahlung, so meine ich, steht in keiner Relation zu dem, was damals beim Oranur-Experiment passiert ist.

Wir haben sogar das Österreichische Atom-Institut eingeschaltet, um uns die Ungefährlichkeit der Strahlung bestätigen zu lassen, wohingegen meines Wissens nach in Orgonon nie von einer offiziellen Stelle Messungen mit entsprechenden Geräten durchgeführt wurden. Darüber wird geschwiegen, das ist ein Tabu. Immerhin finden sich dort jedes Jahr eine größere Anzahl von Leuten zu einer Sommer-Konferenz zusammen. Und jeder weiß um die Halbwertszeit von Uran Bescheid.

Ich meine – und das ist eine wirklich sehr persönliche Interpretation – dass es der Erfolg der Ausstellungseröffnung war, den die Leute des Infant Trusts auch miterlebt haben und der für sie schwer zu akzeptieren war. Reich war jetzt 50 Jahre lang „eingesperrt“, war nicht öffentlich und durfte nicht kritisiert werden – wobei wir ja keine Kritik an Reich in der Ausstellung geübt haben. Die Ausstellung war eine kulturwissenschaftliche Ausstellung, die Erklärungsmodelle liefert und nicht eine Legitimation zum Beispiel für Reichs Orgonenergie oder ein Beweis für die Existenz von Orgonenergie zum Inhalt haben konnte.

Ich glaube, dass es für Kevin Hinchey schwer war mit diesem Erfolg umzugehen und dass das ein Anker war, eine über Jahre hinweg gehegte Abwehrhaltung nach Außen zu pflegen. Das ist zumindest meine Erklärung für die Dinge, die da vorgefallen sind. Was natürlich auch 50 Jahre lang geübt wurde ist die Tatsache, dass mit objektiven Kriterien – ich möchte sagen, einfachen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen – nicht argumentiert werden kann, da Reich für seine Anhänger außerhalb der „normalen“ Wissenschaften steht und Reich mit deren Augen nicht gelesen werden kann. Und deswegen ist auch jegliche Kritik von außen verboten.

W: Du meinst die Leute vom Infant Trust waren überrascht, dass so viele Personen bei der Eröffnung waren?

B: Ja. Das Wilhelm Reich Museum in Rangeley hat – wenn ich mich richtig erinnere – in einem guten Jahr 600-700 Besucher. Allein bei der Eröffnung in Wien waren rund 300 Personen anwesend. Natürlich war die Euphorie groß. Und natürlich ist es schon auch so, dass die Objekte nie woanders ausgestellt waren – und jetzt gingen sie gleich über den großen Teich und wurden damit einer ganz anderen Verantwortung übergeben. Ich stelle mir das nicht einfach vor. Jetzt sind die Objekte wieder „eingesperrt“. Die Kultur des Umgangs mit dem Reichschen Erbe, in dem Fall auch mit seinen materiellen Objekten, ist wieder die, die sie immer war: Eingesperrt.

W: Der „Stein des Anstosses“ wurde dann auf Verlangen des Infant Trusts entfernt. choanalytische „talking cure“ (Annas O.) (1) wurde durch die „Vegetotherapie“ und andere Körpertherapien abgelöst. Nicht mehr auf die politische Praxis und auf die Geschichte setzte Reich seine Hoffnung, sondern auf einen Ausweg aus der Geschichte (die ihm nun als ein einziger Irrweg, als eine „Biopathie“ erschien).

Nicht die Schreckenswelt der Stalin und Hitler, sondern der ewig pulsierende, blaue Orgon-Ozean war die wahre Wirklichkeit, und Reich hatte sie für die leidende Menschheit wiederentdeckt. „Zurück zur Natur!“ wurde nun auch seine Losung. Der revolutionäre Arzt und wunderliche Naturforscher Reich, dessen anstößige Schriften zweimal verbrannt wurden, einmal von den Nazis im Jahre 1933, das andere Mal auf Anweisung eines amerikanischen Gerichts in der Mitte der fünfziger Jahre, verdient unsere Achtung.

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Prof. Dr. Helmut Dahmer ist Soziologe und freier Publizist in Wien. Veröffentlichungen: „Libido und Gesellschaft“ Frankfurt, 1973 (1982) „Soziologie nach einem barbarischen Jahrhundert“ Wien, 2001

Verweis:
(1) „Anna O.“ (eigentlich Bertha Pappenheim) war die berühmte Patientin von Joseph Breuer, die das von ihr erfundene Verfahren des „Absprechens“ psychischer Konflikte als eine „talking cure“ (Redekur) bezeichnete. Man kann sie vielleicht als `Stifterin´ der Psychoanalyse bezeichnen. „Anna O.“ war die erste Fallstudie in Breuer/Freuds „Studien über Hysterie“ (1895) gewidmet.

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