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Bukumatula 4/2005

Orgonenergie, Materie und homöopathische Hochpotenzen

im Spannungsfeld zwischen Magie und Naturwissenschaft von
Hanspeter Seiler:


Zusammenfassung

Homöopathie und Orgon-Therapie gehen beide von einem lebensenergetischen Konzept aus. Die homöopathischen Hochpotenzen stellen eine energetisierte oder ätherische Form der Materie dar, was durch die dynamisch-bioenergetischen Materiemodelle Reichs und Mesmers gut erklärt werden kann. Die aktuelle Diskussion um die Wirkung von Hochpotenzen ist deshalb auch für die bioenergetische Grundlagenforschung von Bedeutung. Innerhalb der Homöopathie besteht die Tendenz, die kontroversen Ergebnisse einiger klinisch-homöopathischer Doppelblindstudien mittels magischer Vorstellungen zu erklären, welche aus der von Einstein stets vehement kritisierten statistischen Interpretation der Quantenmechanik abgeleitetet sind.

Eine genaue Analyse zeigt aber, dass diese Studien vielfach fehlerhaft sind und eine rational-kausale Objektivierung der Homöopathie durch verbesserte experimentelle Ansätze durchaus möglich ist. Zudem können die scheinbar akausal-magischen Ergebnisse der Quantenphysik durch die Interpretation der Quantenphysik nach Einstein, de Broglie und Bohm auch rational-ursäch­lich erklärt werden. Die bioenergetischen Aethertheorien nach Reich und Mesmer fügen sich hier nahtlos ein und lassen uns diese Zusammenhänge auf einer noch tieferen Ebene verstehen. Auch Reich, Mesmer und Hahnemann haben ja das Erkennen der Lebensenergie als grundlegende Triebkraft der ganzen Schöpfung stets als eine rational-kausale Wissenschaft betrachtet.

Eine Wiederbegegnung mit der Reich-Stadt Wien

Es sind nun schon mindestens 15 Jahre her, seit mich Wolfram Ratz am Wiener Flughafen schmunzelnd als „Trommler der Wilhelm-Reich-Bewegung“ begrüsste, da meine zur Ringwirbel-Kanone umgebaute grosse Basstrommel im Gepäck allenthalben ziemlich Aufsehen erregte. Unsere Veranstaltung ging dann mit den als Modell der Materiebildung aus nicht-materieller oder besser prae-materieller Orgon-Energie dienenden Rauch-Ring­wirbeln gut über die Bühne, ist mir aber nicht mehr im Detail erinnerlich. Unvergesslich aber wird mir der anschliessende fröhliche Abend in Wolframs Behausung bleiben, wo wir bei zunehmendem Getränkepegel schliesslich mit den nach Wolframs Angaben extra aus Russland einfliegenden Wiener Rabenvögeln immer mehr auf Du und Du standen, welche Szene Heiko Lassek dann leider auch noch auf Video festgehalten hat (und bei allen möglichen und unmöglichen Gelegenheiten abzuspielen pflegt!).

Leider wurden dann in den folgenden Jahren die Kontakte mit Wien wieder spärlicher und beschränkten sich schliesslich auf die schönen, aber ebenfalls immer nur knapp bemessenen Begegnungen mit Alena Skrobal anlässlich der Tagungen der Wilhelm-Reich-Gesellschaft. Sonst gab es nur noch indirekte Kontakte, dies aber nicht etwa aus Mangel an innerer Verbundenheit, sondern schlichtweg aus Zeitmangel infolge einer etwas anderen Schwerpunktsetzung: Mit dem kulturhistorischen Thema „Spirale und Lebensenergie“, welchem später auch noch die noch spezifischere Frage nach der bioenergetischen Bedeutung des Labyrinthes und der altkretischen Spiralinschrift von Phaistos nachfolgte, liess ich mich nach der Orgon-Physik auf ein neues und noch eher ungewohntes Spe­zialgebiet ein.

Vor allem aber nahm mich in dieser Zeit mein medizinisches Stammgebiet der klassischen Homöopathie sehr in Anspruch, gerade auch im Zusammenhang mit meiner Chefarzt-Tätigkeit an der Bircher-Benner-Klinik in Zürich während der 90er-Jahre. Dieses Experiment eines auf bioenergetischer Ganzheitsmedizin und Psychosomatik basierenden Spitals wurde dann allerdings vom medizinpolitischen Umfeld schon bald wieder abgewürgt. Es folgte dann noch eine grössere Buchpublikation über die Weiheschen Druckpunkte, eine bioenergetisch-körperorien­tierte Erweiterung der klassisch-homöo­pa­thi­schen Diagnostik. – Umso erfreulicher ist es deshalb, dass gerade die Homöopathie den Anlass zu dem hier vorliegenden Wiener Comeback gegeben hat!

Homöopathie und Orgonenergie

Dies kam so: Die entscheidende Frage in der ganzen Homöopathiediskussion, welche im zu Ende gehenden Jahr weltweit – vor allem aber auch in der Schweiz – recht hohe Wellen aufgeworfen hat, ist bekanntlich die Heilwirkung von so genannten Hochpotenzen. Dies sind „energetisierte“ oder besser „aetherische“ Verdünnungen von Arzneien, deren Dilutionsgrade weit über die Grenzen der ponderablen, massetragenden Materie hinausreichen und damit den Rahmen der offiziellen physiologischen Chemie völlig sprengen.

Dies macht die Homöopathie zusammen mit der Akupunktur, aber auch gemeinsam mit der Reichschen Orgon-Medizin und dem Mesmerschen Heilmagnetismus zu einem Teilgebiet der bioenergetischen Ganzheitsmedizin, deren primärer therapeutischer Ansatzpunkt nicht der materielle Körper, sondern der bioenergetische bzw. feinstofflich-ätherische Organismus ist. Der materielle Körper ist nur der strukturierte Ausdruck oder die Materialisierung dieses Aetherleibes oder Energiekörpers! Geht man von diesem Modell aus, ist es logisch, dass eine wirklich ursächliche Therapie primär am Energiekörper ansetzen muss, wie dies bei den obgenannten Therapienansätzen ja der Fall ist.

Abb. 1: Die nach Reich einer kosmischen Liebesfunktion entsprechende Vereinigung zweier Orgon-Energie-Ströme zu einer Wirbelstruktur. M = Primordiales Masseteilchen. Darunter ein Ringwirbel als einfachste Wirbelform in einem realen dreidimensionalen Flüssigkeitsraum.

Genau wie der materielle Körper in erster Linie als Ausfluss des Energiekörpers zu verstehen ist, betrachtet die Orgon-Physik die Materie nur als raum-zeitlich stationäre Strömungsform der primordialen kosmischen Lebensenergie. Für Reich war klar, daß seine universelle Lebensenergie nicht nur die biologische, sondern auch die physikalische Basis des Naturgeschehens bildet: Das ganze Universum ist lückenlos von einem lebendig pulsierenden Orgonenergie-Ozean erfüllt, in welchem sich die Orgonenergie-Einheiten als „Kreiselwellen“ spiralig bewegen (s. Abb. 1).

Die einer kosmischen Liebesfunktion entsprechende Vereinigung dieser lebendigen Spiralströme lässt als gemeinsames Funktionsprinzip sowohl die kleinsten subatomaren Grundeinheiten der Materie(s. Abb. 1) als auch ihre größten Einheiten, die riesigen Spiralstrukturen der Galaxien entstehen – und zwischen diesen beiden Polen das ganze bunte Spektrum der organischen und der anorganischen Natur.

Obwohl sich auch nach Reich biologische Strukturen z. B. durch die sichtbare Plasmazuckung von der übrigen Materie deutlich unterscheiden, sind doch diese beiden Naturreiche lediglich als polare Erscheinungen eines primär belebten, autonomen Schöpfungsprozesses aufzufassen. In diesem erweiterten Sinne ist also auch die anorganische Materie bereits als belebt zu betrachten.

Genau so dachte auch Hahnemann (1755–1843), der Begründer der Homöopathie: „Die Materie hält bloss der Pöbel für tote Stoffe, da sie doch dahin gebracht werden kann, unglaubliche, nie geahnte Kräfte aus ihrem Innern zu entwickeln.“ Diese Feststellung erfolgte wohlverstanden schon etwa 100 Jahre vor Einsteins berühmter Energie-Materie-Gleichung, mit welcher die Identität von Energie und Materie ja schliesslich auch ihren (Wieder-)Einzug in die offizielle Physik hielt. Diese mathematische Gleichung war allerdings noch völlig abgekoppelt vom elementaren Begriff des Lebens, geschweige denn dass sie mit der Reichschen Liebes- oder Orgonenergie verbunden wurde. Dementsprechend wurde sie auch primär zur Herstellung der Atombombe verwendet.

Die mechano-mystische Spaltung in der Homöopathie-Forschung

Die Medizin als traditionell konservativste Naturwissenschaft lehnt aber die Möglichkeit eines therapeutischen Einsatzes sanft energetisierter Materieformen, wie dies bei der Hoch­potenz-Homöpathie der Fall ist, nach wie vor dezidiert ab. Entsprechend wichtig wird natürlich der wissenschaftliche Beweis, dass derartige rein energetische Arzneien tatsächlich wirksam sind. Der sichere Nachweis, das feinstoffliche bzw. rein ätherische Formen der Materie tatsächlich konkret in Raum und Zeit existieren, hat nun natürlich nicht nur eine medizinische Dimension. Er würde auch für die Chemie und die Physik einen Paradigmenwechsel im Sinne des bioenergetisch-dynamischen Materiebegriffes von Hahnemann, Mesmer und Reich bedingen, was einer weltanschaulich-naturphilo­so­phi­schen Revolution gleichkäme.

Da bei der Homöopathie ähnlich wie bei der schulmedizinischen Arzneibehandlung ein Medikament verabreicht wird, lässt sich die Wirksamkeit der Homöopathie im Gegensatz z.B. zur Reichschen Körperarbeit auch im so genannten Doppelblindversuch testen: Ein Patientenkollektiv wird in zwei möglichst gleichartige, so genannt randomisierte Gruppen eingeteilt, von denen die eine das wahre Medikament (Verum) und die andere nur eine Scheinmedizin (Plazebo) von gleichem Aussehen und Geschmack erhält. Die therapeutische Wirkung beider Arzneiformen wird dann genau untersucht, und wenn sich bei dieser Auswertung ein statistisch signifikanter Unterschied zugunsten der Verum-Gruppe ergibt, kann die Wirkung der betreffenden Arznei als wissenschaftlich erwiesen betrachtet werden.

Obwohl bis heute bereits eine Vielzahl von homöopathischen Doppelblindstudien publiziert wurden, ist die Beweislage aber noch alles andere klar. Eine sehr unterschiedliche Studienqualität, hinter der oft auch die ideologischen Absichten der durchführenden Institution verborgen sind, haben zu einem wahren Dschungel von Untersuchungsresultaten geführt, aus welchem jedeR diejenigen Studien für sich heraussuchen kann, die ihRM ins Konzept passen. Ganz grob lassen sich drei Interpretationstendenzen unterscheiden:

  1. Die Homöopathiewirkung ist nicht vorhanden, sie beruht einzig und allein auf dem Plazebo-Effekt, also auf der Einbildung der PatientInnen. Dies ist nach wie vor der offizielle Standpunkt der Schulmedizin.
  2. Die Homöopathiewirkung ist zwar vorhanden, lässt sich aber nicht mit wissenschaftlichen Methoden beweisen. Sie folgt ausserwissenschaftlichen bzw. magischen Gesetzmässigkeiten, ähnlich wie etwa die schamanistische Medizin. Dieser Standpunkt wird vor allem von dem Psychologen Prof. H. Walach vertreten, der eine führende Stellung in der homöopathischen Grundlagenforschung einnimmt.
  3. Die Homöopathiewirkung ist eine naturwissenschaftlich-rationale Tatsache, welche sich bei einem guten, d.h. homöopathiegerechten Studienkonzept sogar mit der für eine ganzheitsmedizinische Therapie nur beschränkt geeigneten Methode der randomisierten Doppelblind-Studie objektiv nach­weisen lässt.

Die erste dieser drei Interpretationsmöglichkeiten gerät mit zunehmender homöpathischer Studienqualität immer mehr ins Schleudern, zumal nun auch ein geplanter WHO-Bericht der Homöopathie die längst fällige offizielle wissenschaftliche Anerkennung von Seiten der Weltgesundheitsorganisation zusichern soll. Das endgültige Verschwinden dieser antiquierten Sichtweise ist deshalb m.E. nur noch eine Frage der Zeit.

Ein grösseres Problem für die naturwissenschaftliche Lebensenergie-Forschung stellt hingegen die zweite Interpretationsmöglichkeit dar, zumal sie auch innerhalb der Homöopathie nicht wenige AnhängerInnen hat. Aufgrund der unklaren Resultate von einigen homöopathisch zu wenig kompetent durchgeführten Studien wird von manchen sowieso zu esoterischer Irrationalität neigenden homöopathischen AerztInnen vorschnell und manch­mal geradezu gierig nach mystisch-magischen Erklärungsmöglichkeiten gegriffen.

Reich hat diese Haltung als mechano-mystische Spaltung in sehr treffender Weise analysiert: „Da der Mechanist das Lebendige nicht begreift, muss er zur Mystik Zuflucht nehmen. Er erklärt dieses eigenartige Verlangen nach Trennung der Realität in tote Mechanik einerseits und nicht mehr rational erfassbare magisch-göttliche Mystik anderseits durch die Abspaltung der Wahrnehmung des Lebendigen infolge Charakterpanzerung deRS ForscherInS. – Ebenso klar ist, dass Reich die Orgonomie bzw. die Wissenschaft des Lebendigen stets als eine kausal begründbare und rational-logischen Gesetzen folgende Naturwissenschaft betrachtet hat, genau wie seine beiden grossen Vorgänger in der westlichen bioenergetischen Ganzheitsmedizin, Mesmer und Hahnemann.

Ein spontanes Protestschreiben wird zur Studie

Im Rahmen der anfangs dieses Jahres in der Schweiz besonders heftig hin und her wogenden Homöopathiediskussion überreichte mir ein befreundeter Kollege ein mir bisher unbekanntes Opus von Walach mit dem Titel „Magic of Signs: A Nonlocal Interpretation of Homeopathy“, worin eine magische Interpration der Homöopathie auf der Basis der nicht-kausalen, von Einstein zeitlebens heftig bekämpften Kopenhagener Interpretation der Quantentheorie und der ebenfalls mystisch-magischen Synchronizität des alten Reich-Antagonisten C.G. Jung propagiert wird. Da platzte mir der Kragen, und ich setzte spontan einen harschen Protestbrief auf, den ich vorerst einmal ausser an Walach nur an befreundete ArztkollegInnen sandte:

„Sehr geehrter Herr Professor Walach,
Bereits vor Jahren schon habe ich mich über Ihre mit viel Medienspektakel vor­getragene und vom wissenschaftlichen Establishment mit entsprechender Schadenfreude bejubelte Kopfschmerz-Studie ziemlich geärgert, da sie aus meiner Sicht weitgehend unhaltbar ist. Und nun hat Ihr erschreckender Artikel über die nicht-kausale bzw. magische Interpretation der Homöopathie, welchen mir erst letzthin ein Kollege zur Kenntnis gebracht hat, meine sonst recht hohe Reizschwelle für eine Stellungnahme endgültig überschritten. Sowohl Hahnemann als auch Einstein gegenüber, welche sich bei derartigen Äusserungen beide im Grabe herumdrehen würden, fühle ich mich als Arzt und Naturwissenschaftler zumindest zu einigen Anmerkungen verpflichtet. …“

Im Folgenden ging es mir zuerst einmal darum, meine oben erwähnte Kritik an Walachs Münchner Kopfschmerzstudie, dem Hauptargument für seine Hexerei-Interpretation der Homöopathie, wissenschaftlich zu begründen. Die Details dieser ausführlichen und nicht zuletzt auch in direkter Diskussion mit Walach in den letzten Monaten mehrfach überarbeiteten Analyse brauchen uns hier nicht zu interessieren; in jedem Fall zeigte es sich, dass diese Studie noch viel schlechter war, als ich dies aufgrund meiner ersten Sichtung angenommen hatte: Ausser einem in mehrfacher Hinsicht verfehlten homöopathischen Konzept und relevanten Randomisierungsartefakten war es sogar zu Datenverwechslungen und anderen elementaren Fehlern gekommen!

Wichtiger für die lebensenergetische Grundlagenforschung ist dann aber der zweite Teil der inzwischen auf 60 Seiten angewachsenen Studie, welcher sich mit den physikalischen und philosophischen Grundlagen der magischen Homöopathie-Interpretation Walachs auseinandersetzt. Erwartungsgemäss löste dieser auch am meisten Resonanz bei meinen KollegInnen aus der Wilhelm-Reich-Gesellschaft aus, welche schliesslich dank Heiko Lasseks Vermittlung bis nach Wien weiterklang – und so den Anlass zu diesem Artikel gab. Es folgt nun das Schlusskapitel meines Briefes an Walach „Magie, Kausalitätsprinzip und ganzheitliche Physik“mit einigen speziell auf Reich bezogenen Anmerkungen und Ergänzungen:

Eine magische Erklärung der Homöopathiewirkung ist nicht erforderlich>

„… Die oben zusammengefasste klinische Evidenz würde bereits genügen, um Ihr Postulat eines magisch-irrationalen Modells der Homöopathiewirkung für unnötig zu erklären. Doch ist die Verunsicherung selbst in Homöopathie-Kreisen noch immer recht gross und es spuken in vielen Köpfen noch mehr als früher nebelhaft-magische Ideen in der Art der Ihrigen herum. Wie oft hört man z.B. auch aus berufenem Munde, dass Doppelblindstudien ganz grundsätzlich nicht zum Nachweis der Homöopathie geeignet seien, da sich Hahnemanns Heilkunst in irgendwelchen ausserwissenschaftlichen, wenn nicht gar ausserirdischen Dimen­sionen bewegen würde! Damit wird aber nur jenen Kräften Vorschub geleistet, welche die Homöopathie in die esoterische Ecke abschieben wollen. Vergessen wir nie, dass bereits Hahnemann kein mystischer Schwärmer war, sondern ein Mann der Aufklärung und damit Anhänger eines kritischen, wenn auch stets ganzheitlich-lebendig denkenden Rationalismus!

Hahnemanns Lebenskraft hat auch in einem rational-kausalen Weltbild nach Mesmer und Reich Platz

Dass Hahnemann die Wirkung eines homöopathischen Heilmittels als geistartigen, lebensenergetischen Prozess gesehen hat, halten Sie völlig zu Recht fest. Dies hat aber nichts mit Magie und Hexerei zu tun. Sie übersehen, dass es für ihn und auch für viele seiner Zeitgenossen noch durchaus geläufig war, den in der heutigen Naturwissenschaft verpönten Begriff einer universellen Lebenskraft nicht nur in der Medizin, sondern auch ganz allgemein in der Naturwissenschaft inklusive Physik zu verwenden. Erst der aufkommende Vulgärmaterialismus des späteren 19. Jahrhunderts hat dann die unselige Spaltung von Geist und Physik endgültig vollzogen, und Reichs späterer Versuch einer erneuten Vereinigung von Lebensenergie und Materie durch die Orgonomie ist bekanntlich weitgehend unbeachtet geblieben.

Als Wegbereiter dieses in Physik und Metaphysik gespaltenen Denkens lag bereits der von Ihnen zitierte Schopenhauer falsch, wenn er z.B. den Heilmagnetismus Mesmers ausserhalb der naturwissenschaftlich-physikalischen Realität ansiedelt: Er bezeichnet den Mesmerismus zwar durchaus zu Recht als Beweis für die Fernwirkung des menschlichen Geistes und die diesem Phänomen zugrunde liegende innere Verbundenheit alles Seienden, betrachtet dieses aber ausdrücklich als ausserhalb der Gesetzmässigkeiten von Raum, Zeit und Kausalität liegend. Auf derartigen Überlegungen beruht denn ja auch Ihr Magie-Verständnis der Homöopathie.

Mesmer selbst aber hat dies als naturwissenschaftlich orientierter Arzt noch völlig anders gesehen: Aufgrund seiner heilmagnetischen Erfahrungen baute er ein ganzheitlich-physikalisches Weltbild auf, welches u.a. die heilmagnetische Interaktion zwischen HeilerIn und PatientIn und die Wechselwirkung zwischen zwei physikalischen Magneten auf eine gemeinsame lebensenergetische Ursache zurückführt. In seinem grossen Spätwerk erklärt er alle Naturkräfte von der Geisteskraft bis zur Gravitation als Wirkungen eines fein­stofflichen, der materiellen Sinneswahrnehmung nicht zugänglichen bioenergetischen Fluidums, welches den leeren Raum der heutigen Physik vollständig erfüllt (s. Abb. 2). Damit wird der Heilmagnetismus, den Schopenhauer ja als metaphysisch deklariert, als eine feinstofflich-hyd­rody­namische, letztlich also sogar mechanische Einwirkung kausal erklärt. Diese könnte somit zumindest theoretisch auch exakt-mathematisch beschrieben werden.

Abb. 2: Mesmers das ganze Universum lückenlos erfüllender lebensenergetischer Aetherraum, dessen Basiselemente oder Raum-(Zeit-)Quanten kleine, masselose Kügelchen sind, welche mit ihrer räumlichen Ausdehnung den (Zeit-)Raum definieren. Jedes dieser Mesmerschen Urkügelchen hat als Ausdruck seiner elementaren psychophysischen Belebtheit einen eigenen Roll- oder Drehimpuls, was zu einer permanenten inneren Roll- und Kreiselbewegung des hier noch unstrukturierten Primordialraumes führt. Die ausgezogenen Linien stellen mögliche Bahnen einzelner Urkügelchen oder Kosmonen dar. Dieses Bewegungsmuster entspricht den Kreiselwellen der Reichschen Orgonenergie-Einheiten, deren stationäre Wirbelbewegung ein Elementarteilchen erzeugt (vgl. Abb. 1).

Trotz ihrer physikalischen Natur bleibt aber Mesmers feinstoffliche Flüssigkeit untrennbar mit dem Begriff des Seelisch-Lebendigen, ja sogar Göttlichen verbunden. Dies war ja zu Beginn unserer Naturwissenschaft z.B. für die pythagoräische Mathematik und Himmelsmechanik noch völlig selbstverständlich. Mesmers Urflüssigkeit wird durch einen göttlichen Anstoss in steter Bewegung gehalten, welche damit zum direkten Ausdruck ihrer seelischen Belebtheit wird (s. Abb. 2). Sie ist die Basis alles Seienden, welche mit ihrer vollständigen Raumerfüllung und permanenten Bewegtheit sogar bereits den Raum- und – wie wir dies aufgrund von Einsteins epochaler Leistung heute noch etwas erweitert sehen dürfen – auch den Zeitbegriff definiert.

Auf diesem lebendigen Raum-Zeit-Fluidum, welches Mesmer konsequent auch als „psychische Flüssigkeit“ bezeichnet, beruhen dann auch alle Naturkräfte, und es entstehen daraus durch bestimmte lokale Bewegungsmuster auch das Licht (Photonen) und die Materie (Elementarteilchen). Mesmers Modell war hier allerdings noch statisch, indem er sich die Materiebildung aus seinem Urkügelchen-Aether als eine Art Kristallbildung vorstellte, etwa wie die Entstehung von Eiskristallen aus Wasser. Reichs orgonotisches Wirbelmodell (Abb. 1) ist hier um einiges dynamischer und zudem auch physikalisch wesentlich besser, weshalb ich es auch für meine Reich-Mesmer-Synthese übernommen habe.

Mesmers dynamischer Flüssigkeitsraum ist also wie Reichs kosmischer Orgonenergie-Ozean nicht nur die Muttersubstanz der feinstofflichen Welt, sondern auch der ganzen materiellen Schöpfung. Bis auf seine betont seelisch-lebendigen Qualitäten ist er mit dem Aether, dem raumerfüllenden Medium von Mesmers zeitgenössischer Schulphysik, weitgehend identisch. Bis zu Einsteins Relativitätstheorie war der Aether ja ein zwar immer viel diskutiertes, aber stets zentrales Grundelement der Physik.

Hahnemann hat ja Mesmers feinstoffliches Heilsystem als eine der ganz wenigen akzeptablen Ergänzungsmethoden seiner ebenfalls die Grenzen der ponderablen Materie überschreitenden Hochpotenz-Homöopathie in das Organon aufgenommen. Bestimmt hat er also auch das physikalische Werk seines grossen Vorläufers in der westlichen bioenergetischen Ganzheitsmedizin gekannt und war von diesem mit beeinflusst. Im Gegensatz zu Mesmer hat er aber auf ein konkretes physikalisches Modell der feinstofflichen Materie bzw. des Potenzierungsprozesses verzichtet. Sicher ist jedoch, dass auch er an ein in der Materie schlummerndes und durch Dynamisierung aktivierbares, geistartiges Lebensprinzip glaubte, welches mit seiner pantheistischen Vorstellung einer „allgütigen Gottheit, die das unendliche All beseelt“ in engstem Bezug zu sehen ist.

Die scheinbar nicht-kausale Kopenhagener Wahrscheinlichkeitsdeutung der Quantentheorie ist nicht die einzig mögliche

Das Modell einer das ganze Universum lückenlos erfüllenden aetherischen Flüssigkeit erhält nun in der modernen Physik eine bisher noch kaum erkannte neue Aktualität: Sie lässt uns nämlich auch das von Ihnen als Begründung ihrer magischen Homöopathie-Interpretation oft zitierte Einstein-Podolsky-Rosen-(EPR-)Parado­xon in einfacher Weise kausal erklären. Einstein, der ja bis an sein Lebensende an eine rational-kausale Welt glaubte („Gott würfelt nicht!“), war ein scharfer Gegner der statistischen oder komplementären Kopenhagener-Deutung der Quantenmechanik. Diese betrachtet bekanntlich zumindest die mikrokosmische Wirklichkeit nur noch als prinzipiell unscharfes Spiel von Wahrscheinlichkeiten, dessen Elemente lediglich angenähert mit Hilfe von nicht miteinander kompatiblen, so genannt komplementären Modellen vorstellbar sind („Welle-Teilchen-Dualis­mus“), und dessen Veränderungen nicht mehr über raumzeitlich klar determinierte Kausalitätsketten vermittelt werden. Einstein stellte zusammen mit gleich gesinnten Kollegen ein Gedankenexperiment auf, eben das EPR-Paradoxon, welches beweisen sollte, dass die Wellenfunktionen der Quantenmechanik eine unvollständige, nur nebelhafte Beschreibung der Wirklichkeit darstellen, welche erst durch eine verbesserte Theorie dereinst entschleiert werden könne. Diese Möglichkeit wurde von Leuten wie Bohr bestritten, für welche eine nur noch statistisch erfassbare, für mystisch-ma­gische Interpretationen aller Art offene Quanten-Ge­spen­sterwelt als letzte Wahrheit akzeptabel oder gar willkommen war.

Die nach Einsteins Tod durchgeführten experimentellen Untersuchungen zur Klärung des EPR-Paradoxons bestätigten die Vorhersagen der Quantentheorie und schienen damit dem physikalischen Jahrhundertgenie zum ersten Mal grundsätzlich Unrecht zu geben: Die Messung eines Partners eines ursprünglich vereinigten, nun aber getrennten Teilchenpaares scheint wie durch Magie augenblicklich den Zustand des anderen zu beeinflussen! Oder ein einzelnes Teilchen scheint durch zwei nebeneinander liegende Passagen gleichzeitig hindurchzuschlüpfen! – Dies gab allerlei esoterisch angehauchten Weltbild-Schöpfern von F. Capra bis zu Ihnen Anlass zu mehr oder weniger geschickt formulierten irrationalen Modellvorstellungen.

Hierbei wird meist ausgeklammert, dass auch weltweit anerkannte Physiker wie de Broglie und Bohm konkrete Alternativen zur Kopenhagener Deutung aufgestellt haben, bei welchen das lokale Kausalitätsprinzip erhalten bleibt. Hierbei wird wohl nicht ganz zufällig auf hydrodynamische Hilfsvorstellungen zurückgegriffen: Nach De Broglie wird ein Elementarteilchen von einer umgebenden „Führungswelle“ determiniert, welche die scheinbaren logischen Ungereimtheiten der EPR-Teilchenexperi­mente zwangslos erklärt. Diese Führungswelle lässt nämlich die Teilchengrenze unscharf werden und bis ins fernste All hinaus reichen. Dadurch bleiben zwei vereinigte Teilchen auch nach Trennung miteinander in Verbindung, und bei der Passage z.B. eines Elektrons durch einen Spalt wird auch die benachbarte Lücke quasi mitbenutzt, in jedem Fall aber mit beeinflusst.

Dies hat auch der bekannte amerikanische Atomenergie-Kritiker und Aether-Physiker Prof. E. Sternglass betont, der noch ein direkter Schüler Einsteins war und ein der Kosmonentheorie in mancher Hinsicht ähnliches elektromagnetisches Aether-Ringwirbelmodell der Materie postuliert. Einstein ermutigte ihn stets, mit seiner Arbeit fortzufahren. Unvergesslich ist Sternglass – wie er mir auch anlässlich eines persönlichen Treffens berichtete – ein gemeinsamer Gartenspaziergang mit Einstein in Princeton, wo dieser mitten in der Diskussion über die Quantentheorie sagte: „Sehen Sie diesen grossen Baum dort drüben, ja? Nun drehen Sie einmal den Kopf weg. Ist der Baum nun wohl immer noch da?“ Dies ist eine ironische Anspielung auf die Kopenhagener-Deutung, wonach die Objekte auf magische Art erst durch Beobachtung Wirklichkeit werden…

Ein lebendig-dynamisches Aethermodell der Materie ermöglicht eine rationale Deutung der „Nicht-Lokalität“ der Quantenphysik

Wie der Physiker J. Bell nach Einsteins Tod bewiesen hat, erfolgt die Wechselwirkung der de Broglieschen Führungswellen augenblicklich, d.h. instantan. Diese Art der Wechselwirkung bezeichnet man nicht gerade glücklich auch als „nicht-lokal“. Dies in dem Sinne, dass die Wechselwirkung unabhängig vom Ort bzw. der Distanz der beteiligten Partikel augenblicklich vor sich geht und diese damit als ungetrennt oder nicht separierbar erscheinen. Nach der Kopenhagener Deutung bedeutet diese Nicht-Lokalität nun aber, dass das Teilchenpaar vor seiner Beobachtung gar nicht real im (Zeit-)Raum existiert und nur eine Art statistische Geisterexistenz führt. Diese skurrile Vorstellung ist aber dank de Broglies Führungswellen glücklicherweise keineswegs die einzig mögliche. Mesmers Aethermodell ermöglicht uns sogar, diese Theorie in Verbindung mit Reichs Orgonomie noch etwas mehr zu konkretisieren:

Betrachten wir einmal die De Broglieschen Führungswellen zweier ursprünglich ver­einigter Teilchen als zwei gegenläufige Wirbel in Mesmers Urflüssigkeit, welche durch einen gemeinsamen Bewegungsanstoss entstanden sind. Trotz unscharfer Begrenzung der Strömungsfelder sind die Zentren der beiden Wirbel im flüssigen (Zeit-)Raum-Medium klar lokalisiert. An der Berührungsfläche der Wirbel erfolgt eine permanente hydrodynamische Wechselwirkung der beiden Systeme, durch welche Veränderungen des einen „Wirbelteilchens“ instantan auf das andere übertragen werden.
Damit wird noch deutlicher, dass die de Broglie-Bohmsche Interpretation der Quan­tenmechanik kausal, aber trotzdem „nicht-lokal“ ist, indem räumlich getrennte Teilchenpaare durch die instantane, aber trotzdem kausal determinierte Wechselwirkung ihrer Führungswellen miteinander verbunden bleiben. Damit sind wir beim springenden Punkt: Im Gegensatz zu Ihrer Darstellung bedeutet „nicht-lokal“ keineswegs zwangsläufig undeterminiert oder gar magisch-akau­sal!
Einstein bekundete seinerzeit noch etwas Mühe mit dem Begriff der instantanen, „nicht-lokalen“ Wechselwirkungen, er verlangte für seine Physik eine „saubere“ Trennung der Objekte. Die vorsichtige Formulierung seiner Forderung nach „(qua­si-)ab­­geschlossenen Systemen“ als Voraussetzung für eine exakte Physik zeigt aber, dass er als Relativitätstheoretiker die Relativität auch der physikalischen Separierbarkeit getrennter Systeme im Prinzip bereits erkannte. Dieses Eingeständnis wäre ihm sicher viel leichter gefallen, wenn er schon zu Lebzeiten gewusst hätte, dass sich damit seine kausale Interpretation der Welt retten lässt!

Jungs „magische“ Skarabäus-Erfahrung

Auch elementarste physikalische Prinzipien wie das Gesetz von actio et reactio und das damit zusammenhängende Machsche Prinzip bedingen ja eigentlich schon eine innere Verbundenheit alles Seienden. Auch wenn wir damit sogar im makroskopischen Bereich im Prinzip sagen können, dass „der Flügelschlag eines Schmetterlings die ganze Welt bewegt“, ist es für die praktische Belange des materiellen Alltages durchaus genügend und auch sinnvoll, den Schmetterling z.B. mit den materiellen Augen eineRS SpaziergängerSIn als von der Umwelt separierbares Objekt zu betrachten. Für eine vertiefte Welterkenntnis ist es aber wichtig, sich bewusst zu sein, dass auch der Schmetterling als im Vergleich zu einem Elementarteilchen bereits sehr differenziertes Produkt der Schöpfung von einem hochkomplexen unsichtbaren Muster de Brogliescher Führungswellen bzw. einer sehr vielschichtigen und vielgestaltigen Orgon- oder Aether-Hülle umgeben ist, mittels welcher er mit der ganzen umgebenden Welt in unmittel­barer, lebendiger Wechselwirkung steht.

Damit lässt sich auch die von Ihnen zitierte berühmte Episode ursächlich erklären, welche Jung als frappantestes Beispiel für seine ebenfalls nicht-kausale „Synchro­nizität“ anführt: Er sitzt mit einer Patientin in seinem Sprechzimmer und versucht ihr einen Traum von einem Skarabäus aufgrund der altägyptischen Wiedergeburts-Symbolik dieses Insektes zu erklären. Jung ist engagiert und beflissen, die Patienten voller Widerstände; es herrscht also eine bioenergetisch hochgespannte Stimmung. In diesem Moment prallt ein Rosenkäfer an die Fensterscheibe, in Zürcher Breitengraden der nächste Verwandte des Skarabäus. Dies ist tatsächlich ein fast unglaublicher „Zufall“, für Patientin und Arzt ein unvergessliches Schlüsselerlebnis (wie die Sache für den Käfer endete, wird leider und bezeichnenderweise nicht rapportiert).

Muss man nach einem derartigen Ereignis aber in der Art des Mystikers Jung an einen nicht-kausalen „synchronen“ Weltkonnex zu glauben beginnen? – Man kann, wenn man dies aus Vorliebe zur Irrationalitat unbedingt will, aber das oben skizzierte rationale Modell genügt vollauf: Die hochgespannte Stimmung mit dem Thema „Skarabäus“ erzeugte im Raum ein spezifisches feinstoffliches Wellenmuster von hoher Intensität, welches weit über die Wände des Sprechzimmers hinauswirkte. Aufgrund des im aetherisch-feinstofflichen bzw. magischen Bereich sehr wichtigen, im Detail aber bis auf die medizinische Anwendung in der Homöopathie noch wenig erforschten Ähnlichkeits- oder Sympathieprinzips trat dieses feinstoffliche Skarabäus-Signal mit der „Führungswelle“ des Rosenkäfers in Interaktion und beeinflusste wie ein Richtstrahl dessen Flugbahn.

Wolfgang Paulis Spitalzimmer-Nummer und die Feinstruktur-Konstante

Mit diesem einfachen Modell lassen sich nach meiner Erfahrung sämtliche glaubwürdigen „magischen“ Phänomene rational erklären. Dies gilt al­lerdings nicht für allerlei sonstige Phantastereien, für welche mystisch-irrational veranlagte Menschen zusätzlich noch anfällig sind, so z.B. auch für die allermeisten Fälle der so genannten Zahlenmagie. Hierzu führen Sie als Beweis für Ihre irrationale Weltsicht ein weiteres Beispiel aus Jungs Umfeld an:

Der berühmte, mit Jung kooperierende Physiker Wolfgang Pauli starb 1958 im Zimmer 137 des Zürcher Rotkreuzspitals an Krebs. Er brachte diese Zimmernummer mit der Sommerfeldschen Feinstruktur-Konstante und dann gleich auch noch mit der Zahlenmystik der Kabbala in Zusammenhang. Ob hier tatsächlich ein überzufälliger und durch das Führungswellen-Modell kaum erklärbarer Zusammenhang im Sinn von Jungs Synchronizität besteht, können wir zumindest für den postulierten mystisch-magischen Zusammenhang von Zimmernummer und physikalischer Konstante recht gut klären:

Rein mathematisch ist die Chance, bei Zufallswahl eine bestimmte dreistellige Zahl wie 137 zu treffen, nur 1:1000. Ein derartiges Ereignis wäre also tatsächlich sehr unwahrscheinlich. Das Rotkreuzspital war aber vor seiner Schliessung vor einigen Jahren nur ein kleines Spital, welches zuletzt lediglich 93 Privat- und HalbprivatpatientInnen aufnehmen konnte. Einige der Zimmer waren also Doppelzimmer, wodurch die Zimmerzahl noch wesentlich kleiner wird als die Patientenzahl. Wenn wir einmal ganz ungefähr – aber sicher nicht allzu weit von der Wahrheit entfernt – annehmen, dass die gleiche Zahl von Doppel- und Einzelzimmern zur Verfügung stand, kommen wir auf insgesamt 62 Zimmer. Ob Pauli nun ein Doppel- oder Einerzimmer erhielt, spielt für unsere summarische Statistik keine Rolle; die Chance auf eine bestimmte Zimmernummer lag so oder so bei etwa 1:60. Dies entspricht einer zwar wesentlich grösseren, aber immer noch sehr geringen Zufalls-Wahrscheinlichkeit.

Damit kommen wir zur Wahrscheinlichkeit des physikalischen Bezuges: Der Wert der Sommerfeldschen Feinstruktur-Konstante beträgt keineswegs genau 137, sondern 1/137.04, was ebenso geläufig auch als 7,2974 x 10-3dargestellt wird. Der Vergleich von Zimmernummer und Konstante beginnt damit schon auf mehr als nur einem Bein zu hinken: 137 ist nur der reziproke Konstantenwert und auch dies nicht einmal genau! Somit könnte mit zumindest ähnlicher Berechtigung auch eine Zimmernummer 73 den magischen Bezug zu besagter Konstante für sich beanspruchen, da ihr nicht-reziproker Wert sinnvoll abgekürzt sehr wohl auch als 73 x 10-4 dargestellt werden kann.

Und was wäre gewesen, wenn Pauli etwa das Nachbarzimmer 138 erhalten hätte? Ein Blick ins Physikbuch lässt uns leicht einen neuen Bezug herbeizaubern: Die physikalisch ebenfalls sehr bedeutungsvolle Boltzmannsche Konstante hat den Wert von 1,3807 x 10-23. Nach einer ähnlichen Kürzung wie beim ersten Beispiel und einer nur leicht modifizierten Darstellung des Zahlenwertes könnte man diese Grösse als 138 x 10-25 mit etwas gutem Willen und einer Prise Aberglauben ohne weiteres auch in einen magischen Bezug zu Zimmer Nr. 138 bringen!

Damit entpuppt sich die obige Koinzidenz als kaum mehr auffälliges Spiel des Zufalls und der menschlichen Imagination, was sich bei näherer Betrachtung wohl für die ganze Zahlenmagie inklusive Kabbala nachweisen liesse.
Ich denke, dass damit ausreichend Beweise dafür gegeben sind, dass es keine genügenden Gründe für Ihre nicht-kausale Interpretation der Homöopathie gibt, genau so wenig wie für eine Spaltung der Natur in rational-kausale Mechanik und magisch-akausale Mystik!“
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Quellenangaben:

  • Gaus W. et al.: „Die Wirksamkeit der klassischen Homöopathie bei chronischen Kopfschmerzen.“ Der Schmerz, 92/6, S. 134 – 140.
  • Gaus W.: Biometrischer Auswertungsbericht der Studie „Die Wirksamkeit der klassischen Homöopathie bei chronischen Kopfschmerzen.“ Universitätsklinikum Ulm 1994.
  • Greulich W.: „Lexikon der Physik.“ Bd. 1 – 6. Spektrum-Verlag, Heidelberg 1998.
  • Haehl R.: „Samuel Hahnemann – sein Leben und Schaffen.“ Bd. I und II. Schwabe, Leipzig 1922.
  • Hahnemann S.: “Organon der Heilkunst.” 6., unveränderte Auflage. Hippokrates, Stuttgart, 1955.
  • Mesmer F.A.: „Mesmerismus oder System der Wechselwirkungen.“ Nikolaische Buchhandlung, Berlin 1814.
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    Seiler Hp.: „Spiralwege des Lebens. Eine bioenergetische Deutung desÄgyptischen Labyrinthes und des Diskos von Phaistos.“Noch ungedrucktes Manuskript (2004), beim Autor erhältlich.
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Adresse des Autors:
Dr. med. Hanspeter Seiler
FMH Allgemeine Medizin
Im Dörfli
CH-8124 Maur
Tel: 044 980 47 80
Fax: 044 980 42 69
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