Zurück zu Bukumatula 1991

Bukumatula 6/1991

Therapie und soziale Rebellion am Beispiel der Kommune Friedrichshof

Das Scheitern einer Utopie
Peter Stöckl:

Was sind soziale Rebellen in ihrem Wesenskern? Menschen, die nicht so leben wollen, wie sie leben. Unzufriedenheit mit den herrschenden Verhältnissen alleine mag ausreichen, Menschen zu spontanen Aktionen zu vereinen. Doch erst eine gemeinsame Idealvorstellung, ein gemeinsamer Traum von der idealen Welt schafft die Grundlage für eine gesellschaftliche Bewegung, weckt Begeisterung und mobilisiert Kräfte für gesellschaftliche Veränderungen.

Für die Idealvorstellung von der besseren Welt im Diesseits steht der schöne Begriff „Utopie“. Utopien sind „Konzept gewordene Träume von Menschen, die nicht so leben wollen, wie sie leben.“ (Jutta Ditfurth, 1991).

Es gibt Utopien, die Träume bleiben, die als Mythen überliefert werden, es gibt Utopien, die als Literatur konzipiert sind, der Roman Utopia von Thomas Morus zum Beispiel, dem der Begriff seinen Namen verdankt: utopos, der Ort Nirgendwo. Und es gibt Utopien, die es schaffen, sich hier und jetzt zu verwirklichen: „Realutopien“, die gelebten Utopien.

Der Friedrichshof, vielen von Ihnen besser bekannt unter dem Schlagwort „Mühl-Kommune“, ist eine gelebte Utopie. Und gerade weil diese Utopie Risse bekommen hat und unter unwürdigen Umständen zu scheitern droht, lohnt die Auseinandersetzung mit ihr.

Wir durchleben gerade eine Zeit der gescheiterten Utopien. Der „Real existierende Sozialismus“, bis Ende des letzten Jahrzehnts der gefürchtete und bekämpfte Gegenpart der sogenannten Freien Welt, ist in Europa wie ein Kartenhaus zusammengebrochen. Wir sind mittendrin in einer machtvollen restaurativen Phase, vergleichbar der Zeit der Gegenreformation, als es galt, die Bauern auf wieder „katholisch“ zu machen.

Mit dem Unterschied, daß heute eine Ernüchterung bei den Utopisten selbst um sich greift; die es erübrigt, sie wie Bauern der Zeit der Gegenreformation mit roher Gewalt zur alten Ordnung zu bekehren. Bis tief in die Reihen ehemaliger Rebellen ist die Bereitschaft gedrungen, an der Restauration einer inhumanen Leistungsgesellschaft mitzuwirken oder sie zumindest tatenlos zu dulden.

Die Zeit der politischen Visionäre scheint vorerst vorüber, wir erleben die Herrschaft der Sachzwänge und das Regime der Krisenmanager. Die technische Revolution der Computertechnologie und der in ihrem Gefolge rapide um sich greifenden Büro- und Fertigungsautomation -vorgeblich in Gang gesetzt, um dem Menschen die Bürde monotoner Arbeit abzunehmen – setzt selbst in Zeiten der Hochkonjunktur Arbeitskräfte „frei“, das heißt, macht Menschen arbeitslos, drängt sie unter deren Gefühl individuellen Versagens als gescheiterte Existenzen an den Rand der Gesellschaft. An Visionen, „freigesetzte“ Menschen in gesellschaftlich anerkannte Aufgaben einzubinden, fehlt es bitter. Die Utopisten sind eingeschüchtert, die Utopien sind tot.

Vielleicht werden Sie einwenden, die Utopien, die ich erwähne, seien es nicht wert, daß man ihnen nachtrauere. Den inhumanen Regimes der kommunistischen Staaten brauche man keine Träne nachzuweinen. Ein Arbeiter- und Bauernstaat, der es nötig hat, seinen befreiten Bürgern mit Berliner Mauer, Stacheldraht und Schießbefehl die Utopie von Gleichheit und Brüderlichkeit aufzuzwingen, habe den Untergang verdient. Ebensowenig sei es schade um eine Realutopie wie den Friedrichshof, die mit der radikalen Einführung des Gemeinschaftseigentums und der Freien Sexualität den schöpferischen, freien Menschen zu verwirklichen suchte, statt dessen aber zum Ort eines menschenverachtenden Despotismus und Gesinnungsterrors geworden zu sein scheint. Sein Oberhaupt und Mitglieder der Führungsschicht sind des Machtmißbrauchs und einiger damit in Zusammenhang stehender sehr unehrenhafter Verbrechen und Vergehen angeklagt.

In einem soeben erschienenen Aufsatz „Schüttet Marx nicht mit dem Schmutzwasser weg“ schreibt Umberto Eco: „Auf der einen Seite muß die Utopie dort, wo sie sich zu verwirklichen anschickt, einen Riß bekommen, weil sie den Kompromiß mit der Realität suchen muß. Sie muß ihre Gegner bekämpfen, die unter allen Umständen die

Verwirklichung verhindern wollen. Sie muß Frontstellung gegen die entstandene Gegenutopie beziehen, was fast immer mit Pflichtverletzung und Terror endet, wo der befreiende Hauch verloren geht.“
(Eco, S.19)

Die Beteiligten „elektrisiert die Tatsache, daß die Utopie in irgendeiner Form verwirklicht wird. Der Preis dafür ist für jene, die eine Veränderung erwarten, bedeutungslos. Sie erheben die Utopie zum Banner, zum idealen Modell, alles außer acht lassend, was auf dem Platz der scheinbaren Verwirklichung tatsächlich geschieht oder geschehen ist.“
(Eco, S. 19)

In der Ernüchterung des Erwachens aus dem gemeinsamen Traum neigen Utopisten – und wir mit ihnen – dazu, die positiven Aspekte der realen Utopie zu vergessen und die Utopie in ihrer Gesamtheit zu verdammen. Wir vergessen, daß mit dem Untergang der DDR nicht nur die unmenschliche Mauer fällt. Ersatzlos schwinden auch verdienstvolle Einrichtungen des Gesundheitswesens wie die Polikliniken, Einrichtungen zur Kinderbetreuung für berufstätige Eltern, soziale Mieten. Eine Nation sieht sich unversehens von der Landkarte gefegt, ihre Bürger sehen sich zu einem Volk von Versagern degradiert.

Über den Fall eines Despoten und einer Führungselite wird übersehen und verdrängt, was die reale Utopie auch am Beispiel Friedrichshof in ihren Glanzzeiten auf die Beine gestellt hat an Begeisterung für die gemeinsame Sache, an Einrichtungen für schöpferische Betätigung, medizinische Versorgung, für die Weiterbildung ihrer Mitglieder. Eine der größten Bibliotheken des Burgenlandes befand sich im Friedrichshof, eine Sammlung moderner Kunst von internationalem Rang befindet sich dort noch immer, eines der größten sozialen Wohnbauprojekte des Burgenlandes, solide und energiesparend gebaut, Abenteuerspielplätze für Kinder, ein eigener Badesee, eine biologische Landwirtschaft.

Grundsätzlich gilt es, eine klare Trennung zwischen den aus Machtmißbrauch entsprungenen Verbrechen der Anführer der Kommune und den Ideen der Utopie zu ziehen. Die Gefahr ist groß, daß mit den Angeklagten zugleich die Utopie, ein Gegenmodell zur herrschenden Gesellschaft, vor Gericht steht und abgeurteilt wird und daß alle, die jemals an dem Experiment teilgehabt oder mit ihm in irgendeiner Form sympathisiert haben, der Ächtung anheimfallen.

Wer den Prozeß und die Medienberichterstattung mitverfolgt hat, hat gesehen, daß gerade dies eingetreten ist. Den Mut von Leuten, die den radikalen Schritt aus der gewohnten Lebenswelt in eine Realutopie gewagt haben, gilt es jedoch zu würdigen, auch wenn ein Experiment unter skandalösen Umständen letztlich gescheitert ist. Soziale Rebellen leben gefährlich. Die Geschichte sozialutopischer Bewegungen zeigt, daß sie in der Auseinandersetzung mit der gesellschaftlichen Umwelt mit großer Regelmäßigkeit den kürzeren ziehen. Ihr Experiment erlaubt es, auch aus seinem Scheitern zu lernen und neuen Mut zu schöpfen, wenn es gilt, frische Utopien in die Tat umzusetzen. Das Prinzip Hoffnung ist hoffentlich noch am Leben.

DIE GESCHICHTE DER KOMUNE FRIEDRICHSHOF

1974, als die Wiener Wohngemeinschaften um Otto Mühl zum Friedrichshof zogen, war dieser noch ein primitiver, fernab gelegener Bauernhof ohne Trinkwasser und ohne Strom, die Kommune eine typische Hippie-Landkommune jener Zeit. Durch einen geradezu überfallsartigen Zulauf, überwiegend aus der Sponti- und WG-Bewegung aus der Bundesrepublik Deutschland, bildet sich Mitte der siebziger Jahre eine straffe Organisation von angegliederten Wohngemeinschaften und selbstverwalteten Betrieben um das ideologische Zentrum Friedrichshof heraus: Die AA0 (Aktions-Analytische Organisation). Sie gebärdet sich provokant und rebellisch in der öffentlichkeit, publiziert rege über einen eignenen AA-Verlag und trägt ihre Ideale von der Freien Sexualität und vom Gemeinschaftseigentum angriffslustig vor. Das Bild von „glatzköpfigen Wilden in Latzhosen, die obszöne Lieder singen“, prägt heute noch die öffentiche Meinung.

Otto Mühl berichtet, daß Wilhelm Reichs Ideen eine entscheidende Rolle für die Entstehung der Kommune gespielt haben:

„wilhelm reich können wir als den vater unserer AA lebenspraxis bezeichnen, durch das studium seiner schritten war es uns überhaupt möglich, unsere lebenspraxis zu entwickeln. ihm verdanken wir die aktionsanalyse, indem wir – mit charakteranalyse beginnend – durch ihn ermuntert, wagten, der körperlichen behandlung mehr beachtung zu schenken. ich selbst hatte eine Freudsche analyse absolviert, ohne besonderen erfolg. immerhin wurde ich dadurch mit der technik der psychoanalyse vertraut. reich las ich zum ersten male 1966; obwohl ich stark davon beeindruckt war, konnte ich damit emotionell nichts anfangen.

erst als ich 1970 die gruppe ins leben rief, begann ich mich wieder intensiv mit reich zu befassen. als ich 1972 die charakteranalyse las, ich lag vor dem einschlafen auf dem hochbett in der gruppe, neben meiner freundin, wir hatten damals noch zweierbeziehungen, wurde ich derart elektrisiert davon, daß ich spontan zu meiner freundin sagte, ich werde in unserer gruppe die charakteranalyse einführen. morgen beginne ich damit. mir schien alles so klar, einfach und selbstverständlich, was reich sagte. ich hatte die alte ausgabe der charakteranalyse in der hand. in unserer gruppe war die bewußtseinsbildende auseinandersetzung mit der eigenen kindheit allerdings höchst notwendig geworden, sollte sie nicht zerfallen.

zwei tage nach der lektüre der charakteranalyse begann ich mit den ersten gesprächen ging erstaunlich gut, bald begannen wir in der gruppe in die verbale auseinandersetzung, inspiriert durch reichs erkenntnisse über die körperpanzer, körperliche elemente einzubeziehen. und dabei machten wir einige wichtige entdeckungen, nämlich, daß es nicht auf die schematische aufarbeitung der panzer ankam, wie reich noch glaubte, sondern auf die ekstase, die durch die emotionelle erregung, durch atmen, schreien, hervorgerufen wurde. hinzu kam noch das element der selbstdarstellung, das ergebnis meiner 10 jährigen erfahrung als aktionskünstler. dadurch entwickelte sich die aktionsanalyse zur

selbstdarstellungskunst. aus dem behandelten wurde der selbstdarstellungskünstler, der die darstellung und gestaltung seiner schädigung selbst in die hand nimmt. der behandelnde wurde zum helfer, zum selbstdarstellungsleiter, der nur dann aushalf, ermutigte, wenn der darsteller in darstellungsschwierigkeiten geriet. durch die auf massenbasis durchgeführte selbstdarstellung, jeder in der gruppe begann mit selbstdarstellungen, kamen wir in die lage zu erkennen, daß für das zusammenleben in der gruppe die freie sexualität eine prinzipielle voraussetzung ist. ohne reich hätten wir kaum diesen schritt gewagt, der von bedeutenden emotionellen schwierigkeiten bei jedem einzelnen begleitet war, zu unternehmen.

… die psychische struktur des menschen ist abhängig von der struktur der gesellschaft, sagt reich, damit hat er freud und marx verbunden, aber die heutige psychoanalyse, einschließlich janov, einschließlich aller gestalttherapisten, einschließlich aller bioenergetiker, tun so, als ob sich krankheit ohne gleichzeitige gesellschaftliche veränderung beseitigen ließe und können nicht verhindern, daß ihre eigenen kinder trotz aller bewußtseinsverändernden praktiken ihrer eitern genauso geschädigt werden wie vorher.

… das bedeutet für uns, therapeutische behandlung ist sinnlos ohne gleichzeitige veränderung der menschlichen gesellschaftlichen umwelt. ‚ich glaube nicht, daß es irgendeine lösung für die sozialen probleme gibt, solange kinder und heranwachsende mit einer stauung biologischer energie aufwachsen“, sagt reich drei jahre vor seinem tode.

diesen satz können wir als vermächtnis reichs auffassen, gehen wir an die arbeit es bedarf dazu keiner veralteten revolution mit maschinengewehr-, panzer- und raketentherapie, schließen wir uns zu gemeinschaften zusammen, die ökonomisch und sexuell funktionieren,

geben wir die unterdrückungsstruktur der kf und der zweierbeziehung auf es ist schon längst erwiesen, daß hier die emotionale pest produziert wird. hören wir auf mit der theorie ohne lebenspraxis, machen wir uns frei von unserer schädigung, indem wir ‚unsere chronisch gewordene bremsung, die panzerung, die sich muskulär und charakterlich äußert‘ aufgeben können, in einer von uns selbst geschaffenen gemeinschaft, die das sich öffnen erlaubt, damit sich die durch nichts beschränkte biologische energie in der lebenspraxis verwirklichen kann.“ (aus: „Das AA-Modell“, Wilhelm Reich und AA-Lebenspraxis, Band 1, 1976.)

Die Gruppe versteht sich als Elite, die sich bewußt ist, „Geschädigte der Kleinfamilie“ zu sein und entschlossen ist, zur überwindung der eigenen Schädigungen durch Aktionsanalyse und sogenannter „Selbstdarstellung“ (SD) an sich zu arbeiten:

„ein von zentralafrika zurückgekehrter ethnologe stellte der gruppe eines tages eine Filmreportage über die behandlung von geistes-

krankheiten der frauen des ‚mukissi‘ stammes vor. diese bekamen die liebe und aufmerksamkeit des ganzen stammes und wurden durch rituelle gesänge in emotionelle ekstase versetzt, die die heilung bedeuteten. von diesem film beeindruckt, führte die gruppe das ‚mukissi‘ ein.

jedesmal, wenn jemand depressiv war und sich nicht wohlfühlte, wurde er von der gruppe ermuntert, in die mitte des kreises zu treten und zu klavierspiel und trommelmusik zu tanzen, zu singen, zu schreien und seinen körper immer ekstatischer zu bewegen. die leute um ihn herum feuerten ihn an, indem sie ebenfalls schrien, die stimmung steigerte sich mehr und mehr.

in der ekstase kommt es zur energetischen entladung der aggression. Danach ist der darsteller entspannt, migräne, kopfschmerzen, depressionen sind verschwunden und er fühlt sich sichtlich wohl.

aus dem ‚mukissi‘, den erkenntnissen w. reichs und gewissen kriterien des kunstaktionismus entwickelte sich im sommer 1974 die selbstdarstellung. seitdem wird diese kunst im zentrum am friedrichshof sowie in den einzelnen gruppen jeden abend praktiziert es handelt sich bei der SD nicht darum, vor der gruppe ein vorbereitetes schauspiel zu zeigen, sondern spontan sich selbst darzustellen. der einzelne tritt aus dem kreis in die mitte vor die gesamte gruppe und stellt seine emotionen dar. die ganze gruppe macht mit, um jedem die kraft zu geben, seine emotionen auszudrücken und mit dem, der in der mitte auftritt, kommunizieren zu können.“
(Anxionnaz, Christian: Mehr als eine Therapie, AA-Verlag, Nürnberg 1977, S. 11,12.)

Um das Jahr 1978 hört die Organisation um Mühl auf, die Öffentlichkeit zu provozieren. Die selbstverwalteten Betriebe der AA0 (Jeansläden, Entrümpelungen, Malerei und Anstrich, Heizungsbau, Verlag) sind wirtschaftlich bei weitem nicht stark genug, den finanziellen Weiterbestand der Kommune abzusichern. Also verordnet die Führung der Kommune: „Hinaus in die alten Berufe“ zum Zwecke tüchtigen Gelderwerbs, was mit äußerlicher Anpassung an unauffällige bürgerliche Karriereexistenz verbunden ist: Gepflegter Haarschnitt, Business-Kostüm und Anzug mit Krawatte.

Auf diese Weise wird bereits in den frühen achtziger Jahren ein liquides Vermögen von weit über 100 Millionen Schilling erwirtschaftet. Man kultiviert nach außen die Symbole des „seriösen Geschäftspartners“ und verbirgt zugleich das Geschehen innerhalb der Kommune vor den Blicken der Außenwelt. Nicht nur die „Freie Sexualität“, alle inneren Vorgänge der Kommune werden zur intimen Privatsache.

Unter dem Druck gerichtlicher Voruntersuchungen gegen Otto Mühl und weitere Mitglieder der Führung der Kommune kommt es 1990 zur Entmachtung der „Alten Führung“. Die gemeinsamen SD-Abende werden eingestellt. Die Kommune gibt sich eine demokratische Verfassung, in deren Folge das Prinzip des Gemeinschaftseigentums zugunsten des Privateigentums aufgegeben wird. Die Gruppenehe, „freie Sexualität“ genannt, wird zunehmend von Zweierbeziehungen abgelöst. „Die Rückkehr zum Normalen“ ist angesagt. 1991 öffnet sich die Kommune als pluralistisch-demokratisch geführtes Wohnprojekt.

NACHWORT:

Was stand am Anfang des radikalen Gesellschaftsexperiments Friedrichshof? Wodurch konnte die Lebenspraxis der Kommune überhaupt in Gang kommen und anschließend so lange Zeit bestehen – trotz massiver Anfeindungen durch die Außenwelt und trotz wachsender innerer Widersprüche?

Es war, wie es eine Kommunardin ausdrückt, das Erlebnis „energetischer Ekstase in der Gruppe tatsächlich eine Stufe der höchsten Selbstverwirklichung, die ich sonst noch nie erleb thabe.“

Die Einheit von Therapie und Leben, von selbsternanntem Therapeuten und charismatischem Führer hat bis zum Umsturz totalitäre Züge von dramatischen Ausmaßen angenommen. Das Experiment Friedrichshof hat seine Vitalität und Attraktivität zu einem guten Teil den machtvollen therapeutischen Konzepten Wilhelm Reichs zu verdanken. Es ist gescheitert an seiner unbewältigten Gruppendynamik und der therapeutischen Inkompetenz seiner Führung. Die völlige Einheit von Leben und Therapie macht wehrlos gegen den Mißbrauch der Macht des Therapeuten.

Literatur:

Hobsbawm, Eric, 1979, Sozialrebellen; Gießen. Ditfurth, Jutta, 1991, Lebe wild und gefährlich; Köln.
Eco, Umberto, 1991, Schüttet Marx nicht mit dem Schmutzwasser weg; Aufsatz in der Wochenzeitschrift SALTO, 11.10.1991, S.19; Wien.
Anxiomaz, Christian, 1977, Mehr als eine Therapie, Nürnberg.
AA-Modell, Band 1, 1976, Neusiedl/See.
Peter Stoeckl: Studium der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften/Uni Wien; Diplom 1981. Seit März 1991 Arbeit an Dissertation. Arbeitstitel: „Die Kommune. Soziologie eines realutopischen Gesellschaftsexperiments.“

Zurück zu Bukumatula 1991