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Bukumatula 4/2006

Spendenaufruf für Dr. Eva Reich

Die Tochter von Wilhelm Reich, die jetzt in Not ist
von
Heike Buhl:

An alle, die sich auf Wilhelm Reich beziehen, innerlich, äußerlich, oder in ihrer Arbeit, also z.B. ihr Geld mit der Anwendung von Reichs Forschungen verdienen.

Liebe Mitglieder des WRG,

anbei ein Text von Renata Moise, Eva Reichs einziger Tochter, zur aktuellen Situation von Eva Reich.

Viele Menschen arbeiten mit den Methoden von Wilhelm Reich, beziehungsweise mit dem von Wilhelm Reich erarbeiteten Wissen und es wäre schön, wenn wir mit einem kleinen Teil unseres Einkommens dafür sorgen könnten, seiner Tochter einen würdigen Abschied zu ermöglichen. Wer sich von dem Text zu Evas Situation angesprochen fühlt, ist herzlich eingeladen, seinen Beitrag auf das u.a. Konto zu überweisen. – nach Möglichkeit in Form eines Dauerauftrags, oder auch eines größeren Beitrags auf einmal. Wenn wir 100 Personen aktivieren könnten, die auch nur 10 EUR im Monat spenden würden, dann könnten wir Renata – und damit Eva Reich – einen entscheidenden Schritt weiter helfen.

Von der WRG wurden aktuell 2.000$ überwiesen, das ist Geld, das sich in den letzten zwei Jahren auf dem internen Spenden-Konto für Eva Reich gesammelt hatte. Eine gute Unterstützung, doch es fehlen jede Woche ca. 300$. Unten der Brief von Renata, Evas Tochter, mit dem sie sich für diese erste Spende bedankt.

Hier die Konto-Daten:

Kontoinhaber: Wilhelm Reich Gesellschaft
Verwendungszweck: Eva Reich
Apotheker- und Ärztebank, BLZ: 10090603
Kontonummer: 0005490340
IBAN: DE40 3006 0601 0061 8815 58; BIC: DAAEDEDD

Da es sich um eine Unterstützung einer Privatperson handelt, kann es für den Beitrag keine Spendenquittung geben.

Danke für Deine Bereitschaft und Anteilnahme an Eva Reichs Not, auch mit der Bitte um Deine Unterstützung!

Ganz herzliche Grüße,

Heike Buhl und Manfred Dlouhy
im Namen des Vorstands der Berliner Wilhelm Reich Gesellschaft

Brief von Renata Moise an Heike Buhl:

Thank you so much for all of your efforts on Eva`s part. The money arrived this week, and I am realy touched. I will use it to some repairs on Eva`s inside of her house (the water has been dripping down into her kitchen), and to help pay for heating her house and some of the costs of taking care of here.
I will tell her about your wonderful gift – sometimes she even remembers small details, so it is worth telling her, even if she forgets again.

Much love to all
Renata

Hancock, 2. November 2006

Liebe Freunde,

vor fünf Jahren, am Neujahrsabend 2001, erlitt meine Mutter Eva Reich einen schweren Schlaganfall des Rückenmarks. Es begann als Rückenschmerz nach einem Sturz auf dem Eis. Innerhalb von zwölf Stunden war sie vollständig gelähmt, bis auf ihre Ellbogen und Kopfbewegung/Sprechen/Denken/Atmen. Die Ärzte waren sicher, dass sie sterben würde – und Eva selbst hat nie lebensverlängernde Maßnahmen gewollt.

Erstaunlicherweise starb sie nicht, und während der 3-monatigen Reha im Krankenhaus konnte sie die Kontrolle über ihren Oberkörper und sogar ein wenig Bewegung in den Beinen wiedererlangen. Zu dem Zeitpunkt war sie 78 Jahre alt – bis zu dem Schlaganfall ging sie Skilanglaufen, versorgte einen großen Garten und machte viele Wanderungen. Ihre Vortragsreisen hatte sie einige Jahre vorher beenden müssen, nachdem eine Reihe kleinerer Schlaganfälle sie teilweise erblinden ließen und sie näher an ihrem Zuhause bleiben musste.

Als ihr einziges Kind hatte ich nun über die weitere Vorgehensweise zu entscheiden. Das Krankenhaus ging davon aus, dass sie in ein Altenpflegeheim kommen würde. Sie konnte nur mit fremder Unterstützung stehen und brauchte umfassende Hilfe bei der Körperpflege.

Ihre Stärke und Entschlossenheit hatten alle verblüfft – sie hatte es sich erkämpft, mit Unterstützung wieder ein paar Schritte mit einem Gehwagen gehen zu können – etwas, dass sich keiner hätte träumen lassen! Ich wohne ihr gegenüber auf der anderen Seite der Landstraße. Ich entschied, dass ich es ihr ermöglichen wollte, den Rest ihres Lebens in ihrem eigenen Heim zu verbringen – in der alten Farm, in der sie 50 Jahre lang gelebt hatte. Ehrlich gesagt sah es (damals) auch so aus, als ob sie nicht mehr lange zu leben hätte, aber ihr Geist war noch sehr klar.

Meine Erfahrung mit Pflegeheimen in den USA war zudem sehr deprimierend, und ganz bestimmt gäbe es dort keine Biolebensmittel oder jemanden, der ihr die Orgondecke auflegen würde. In einem Altenheim versorgt ein Pfleger 10 Patienten! Da Eva ohne Ersparnisse war, hatte sie Anspruch auf eine kleine staatliche Zuzahlung für ihre Pflege zuhause. Ich gründete einen eigenen Pflegedienst, um besondere Helfer für sie auszubilden und zu engagieren (da wir sonst keinen Einfluss darauf gehabt hätten, wer zu ihr gekommen wäre, und die örtlichen Pflegedienste konnten nie versprechen, ob jemand wirklich erscheinen würde).

Ich bezahlte ihnen einen Lohn, der den Lebensunterhalt deckt statt dem für Pfleger üblichen Mindestlohn. Doch ich kann ihnen keine Krankenversicherung geben und alle arbeiten Teilzeit. Der Staat verlangt verrückte Dinge – so muss ich jedes Jahr 1.500$ an eine Versicherung bezahlen, damit mein Patient (Eva, meine Mutter) meine Agentur nicht verklagt! Man muss auch eine Berufsunfallversicherung bezahlen, die eine gute Sache ist, denn wenn ein Helfer sich bei der Pflege von Eva verletzt, bezahlt sie für deren Behandlung. Diese kostet inzwischen 3.000$ im Jahr. Aber weil ich die Helfer so gut wie irgend möglich behandle, arbeiten sie lange für uns und lieben Eva wirklich.

In den Jahren ihrer Erkrankung haben wir tolle Sachen gemacht, damit sie draußen in der Natur sein kann, die sie so liebt: Wir haben sie ins Gras gelegt zum Preiselbeeren pflücken, sie auf dem Schlitten über den Schnee gezogen (das machte ihr Angst), und vor zwei Jahren haben wir sie in einen Zweier-Kajak gehievt und sie in einer ruhigen Meeresbucht herumgepaddelt. Letzte Woche hatten wir ein kleines Abenteuer, als die Elektrizität wegen eines Sturmes für zwei Tage ausfiel (es wird jetzt Winter hier in Maine): Ich machte Feuer in ihrem kleinen Holzofen, wir zündeten Kerzen an und türmten Decken auf ihr Bett! Im Lauf der Jahre hat sich Evas Gesundheitszustand langsam verschlechtert.

Das ist normal für eine betagte Dame mit einer so massiven Verletzung. Zurzeit heben wir sie vorsichtig einmal am Tag in den Rollstuhl, damit sie für etwa eine Stunde in der Sonne sitzen kann – mehr macht der Kreislauf nicht mit und sie muss sich wieder hinlegen. Sie kann noch über solche Themen wie die Bedeutung des Lebens nachdenken und sprechen – und weiß, dass sie viele Jahre hart gearbeitet hat, so dass es in Ordnung ist, nun bettlägerig zu sein – sie hat alles getan, um der Welt zu helfen. Derzeit genehmigt der Staat ihr 57 Stunden Pflege die Woche. Sie bekommt 700$ Sozialfürsorge im Monat, was für Essen, Windeln, Elektrizität und Telefon reicht sowie für einen Teil der Heizkosten.

Sie benötigt (und ich bezahle) mehr als 57 Wochenstunden Pflege – denn wenn sie alleine ist, vergisst sie, das Glas Wasser an den Mund zu führen oder auch nur die Decken über ihre Schultern zu ziehen, wenn ihr kalt ist. Es ist eine merkwürdige Situation, denn obwohl sie sich bei Durst oder Kälte nicht mehr selber zu helfen weiß, liebt sie es, sich Videos über den Planeten Erde oder das Universum anzusehen! Ihr altes Haus muss repariert werden; die Rohrleitungen im Obergeschoss sind undicht und das Dach muss nächstes Jahr gedeckt werden. Die Heizkosten betragen derzeit jeden Winter mehrere tausend Dollar.

Ich frage mich langsam, wie es mit dieser Idee, sie zuhause zu behalten, weitergehen soll. Eva weiß, dass es etwas Besonderes ist, zuhause zu sein und nicht im Pflegeheim, aber sie hat natürlich keine Ahnung, wie teuer und schwierig die Situation ist. Ich bin ganz glücklich, wenn ich sie glücklich eingemummelt in ihrem eigenen Bett weiß (sie kann nachts alleine im Haus bleiben). Jeden Abend gehe ich zu ihr, mache ihr „Deutsche Pfannkuchen“ mit Apfelmus und Kräutertee; ich wechsle ihre Windeln; wir sitzen zusammen und sie fragt mich, wie mein Leben so läuft (manchmal fragt sie mich wieder und wieder). Doch sie macht mir Mut bei meinen Problemen, sagt mir, dass sie sich sehr glücklich und gut versorgt fühle. Sie hat viele Ideen – so hat sie es irgendwie fertig gebracht, Schilder für Demonstranten anzufertigen, auf denen steht „Überarbeitete Hebammen“, als mein Krankenhaus nicht genug von uns für die Geburten angestellt hatte. Sie sagte: „Du kannst doch streiken“!

Ich bin so dankbar für alle Freunde von Eva in Europa, die in diesen Jahren für ihre Versorgung gespendet haben. In Zeiten großen Zweifels kam Unterstützung in Form von Worten oder Taten, die mich haben weiter machen lassen, die mich in dem Glauben gestärkt haben, dass ich Eva weiter zuhause behalten kann, wo sie so glücklich ist – wo sie die Wolken beobachten kann und die Eichhörnchen beim Futtern und die Verfärbung der Blätter. Da ihr Herz schwächer wird, ist es schwer zu sagen, ob sie noch ein Jahr leben wird – aber mit Liebe, dem Akkumulator und gesunden Lebensmitteln hat sie alle bisherigen Erwartungen übertroffen! Seltsamerweise, fühle ich mich gesegnet, dass ich diese Verantwortung übernehmen durfte – einen Menschen zu versorgen, der nicht mehr für sich selber sorgen kann, bringt einen zum elementaren Sinn des Lebens: Liebe.

Mit einem herzlichen Dankeschön

Renata Moise, Eva Reichs Tochter

(Übersetzung aus dem Englischen: Heike Buhl)

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