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Bukumatula 3/2002

„Herumstolzieren“ und „Boden aufwischen“

Beschreibung eines Wochenendseminars mit Heiko Lassek im Juni 2002 in Wien von
Romi Schulmeister:

Dies ist ein Versuch eines absoluten Laien (was China und Taoismus betrifft) über ein „EnergieErfahrungsWochenende“ mit Dr. Heiko Lassek zu schreiben. Es ist mir aber ein Herzenswunsch, da nicht nur zahlreiche Freunde und Bekannte von meinen Schilderungen sehr berührt waren, sondern auch weil es mir etwas näher gebracht hat, das mein Leben außerordentlich bereichert hat.

Am Samstag in der Runde gab ich gleich zu, dass ich überhaupt keine Ahnung habe, was da wohl auf mich zukommt. Heikos Artikel hatte ich zwar gelesen, sie haben mich auch angesprochen, aber das war´s schon.- Die familiäre, humorvolle Stimmung hat mir sofort gut getan. Wir fingen mit den „spontanen Bewegungen“ an. Da steht man mit geschlossenen Augen im Raum und lässt geschehen was geschieht. Von Heiko hörte ich zeitweise ein Zischen und in Abständen Musik.
Ich stand also da und „wurde“ bewegt. Hauptsächlich wurde ich nach hinten gezogen und bekam Angst zurückzufallen. Die Angst (die ich bei mir schon in einer vorigen Ausbildung erlebt habe) war aber insofern anders, als ich sie dieses Mal nicht als einengend, zusammen-ziehend oder einschränkend empfand; sie war einfach da.

Überhaupt ist mir aufgefallen, dass Worte in dem Sinn wie ich sie bisher verwendet habe, nicht mehr wirklich anwendbar sind! Wenn ich ein Wort wie z.B. Angst ausspreche, so hat es plötzlich eine andere Bedeutung – trifft also nicht mehr wirklich so die Empfindung die ich bisher kannte. Worte sind natürlich wichtig, aber ich hatte noch nie vorher dieses starke Gefühl, dass Worte auch so überflüssig sein können. So ging es mir das ganze Wochenende. – Ich hoffe das klingt alles nicht zu verwirrend, aber es ist wirklich schwer das halbwegs verständlich auf Papier zu bringen.

Also – nachdem die „Angst“ zurückgezogen zu werden sich verflüchtigt hatte, zog es mich mit zitterndem, vibrierendem Körper zu Boden. Da lag ich dann und fühlte mich „angekommen“! Nach einer Weile bat mich Heiko wieder aufzustehen, und sofort fing dieses nach „Hinten gezogen werden“ wieder an.- An diesem Tag lernten wir auch noch den „Cranewalk“ kennen. Das ist ein harmonischer Bewegungsablauf (gleichzeitig werden Arme und Beine bewegt), mit dem Energie im Körper mobilisiert wird (hat mich an Tai Chi erinnert).

So sind wir also „herumstolziert“ und die Bewegungen wurden flüssiger und flüssiger. In Momenten, wo ich meinen Kopf fast „ausschalten“ konnte, nicht mehr an den Bewegungsablauf denken musste, fühlte ich mich in absoluter Harmonie mit mir und meiner Umwelt – getragen und bewegt von und mit Energie.

Am Sonntagmorgen wachte ich energiegeladen in Ruhe und Stille auf; obwohl meine Kinder schon voll Tatendrang und laut waren blieb dieser „Zustand“ bestehen – und das fiel mir auch an diesem Wochenende auf, nämlich dass – hatte ich bei früheren Workshops oft beim nach Hause kommen Probleme in die „reale“ Welt zurückzufinden – so war das dieses Mal völlig anders. Überhaupt nicht „abgehoben“ oder „woanders“ konnte ich „weiterleben“.

Was mich an diesem Tag noch so beeindruckt hat, war der „kleine Kreislauf“. Heiko bat uns ihn nur im Sitzen zu mobilisieren und machte uns auf eventuelle Gefahren aufmerksam und bei Befürchtung eines Kontrollverlusts (durch Abspalten) sofort abzubrechen. Nachdem wir intensiv durch einige von ihm beschriebene Punkte atmeten, „verselbständigte“ sich mein Körper – ich gab diesen Bewegungen nach und bei Heikos Zischen oder Musik veränderten sie sich oder wurden intensiver; Heiko nannte meine Bewegung später scherzhaft „Boden aufwischen“.

Bei den folgenden spontanen Bewegungen im Stehen hatte ich MEIN Bewusstsein erweiterndes Erlebnis: An diesem Tag (diesmal ohne Angst) wurde ich nicht mehr „nur“ nach hinten gezogen sondern bewegte mich tanzend, schlängelnd, kreisend und in absoluter Harmonie. Ein Energietanz!

Weiter ging´s so: ich drehte mich im Kreis (einmal links- einmal rechtsherum, immer abwechselnd), fühlte mich wie einspinnend (kokonartig), war aber – trotz irgendwie „etwas“ um mich aufbauend – nicht von meiner Umwelt dadurch getrennt. Als Heiko um das Beenden der Bewegungen bat, sank ich zu Boden und den „Zustand“ möchte ich so beschreiben (folgende Zeilen habe ich aus dem Buch „Der Taoismus“ von J. Blofeld):

Gedanken zum Tao

Kennt man die wahre Leere nicht,
So rede man nicht davon.
Beim Erfassen der Leere
Verliert man sein altes Ich.
Will man die Wahrheit der Leere wissen:
Sie liegt im Ununterschiedenen.

Hohl sind die zehntausend Dinge,
Doch leer ihr Wesen.
In wahrer Leere ist Schöpfung;
Kein Platz dort für ein Staubkorn.
In der Halle goldenem Licht
Zeigt sich die Zauberperle.

Zu lernen das Tao,
Muss man Leben und Tod wissen.
Sonst ist vergebens
Unsterblichkeitsstreben.
Wer Leben erfährt,
Weiß auch um Tod.
Lebt fortan frei
Durch sich selbst.

Im Ursprung ist Tod nicht,
Nicht Leben.
Ein einziger Gedanke
Schafft zahllose Formen.
Weiß man, wo Gedanken werden,
Wo sie vergehen,
Strahlt hell der Mond
In der Tempelhalle.

Klar vor Augen,
Wie sinnlos das Streben:
Von selbst ist, dass die Berge grünen,
Von selbst ist, dass die Wasser fließen.
Bewahre in allen Stunden
Diesen einen Gedanken.
Zu denken ohne Gedanken:
Das ist die Übung, der Weg.

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